Wenn man in Grächen ankommt, spürt man es sofort: Dieses Bergdorf im Wallis ist kein Ort, den man einfach nur besucht. Grächen ist ein Gefühl – von Ruhe, Sonne und einem Hauch alpinem Abenteuer. Hoch über dem Mattertal gelegen, auf rund 1 600 Metern, empfängt einen das charmante Dorf mit urchigen Holzhäusern, blumengeschmückten Balkonen und einer fast märchenhaften Kulisse.
Wir waren im Sommer da, und was soll ich sagen? Grächen hat sich für uns von seiner besten Seite gezeigt – mit strahlend blauem Himmel, klarer Bergluft und einer beeindruckenden Weite, die einen sofort erdet.
Unser absolutes Highlight war die Wanderung auf das Wannehorn. Die Wanderung wurde uns von allen Seiten empfohlen und wurde auch für uns zu einem dieser Erlebnisse, die sich einbrennen. Es ist eine dieser Touren, die dich fordern, aber dafür mit Momenten belohnen, bei denen du einfach nur stehenbleibst und staunst.
Der Weg startet zunächst mit der Gondelfahrt vom Zentrum in Grächen hoch zur Hannigalp. Der Weg startet leicht, vorbei an Wiesen und Alpenblumen, doch je weiter man aufsteigt, desto wilder und ursprünglicher wird die Landschaft. Schroffe Felsen, schmale Pfade, ein wenig Kraxelei – nichts wirklich gefährlich, aber mit dem gewissen Adrenalinkick. Das erste Stück belohnt direkt mit wundervollen Ausblicken und etwas Schatten vor der prallen Sonne und etwas weiter mit einer Bank für die Pause mit Ausblick. Besonders beeindruckend ist aber das letzte Stück zum Gipfel: Die Stille, die über dem Berg liegt, ist fast magisch. Nur das Rauschen des Windes und das eigene Atmen – sonst nichts.
Oben angekommen, fühlt man sich wie in einer anderen Welt. Man hat einen kompletten Rundblick auf die Berge: Matterhorn, Weisshorn und selbst der Aletschgletscher in der Ferne. Im Anschluss haben wir vor Rückfahrt mit der Gondel noch einen Stopp bei der Hannigalp gemacht.
Für die Wanderung ansich solltet ihr ca. 3-4 Stunden einplanen, je nach Schnelligkeit und Pausen/Fotos.
Wer noch einen weiteren spektakulären Ausblick erreichen möchte, dem sei die Wanderung von Grächen über Gasenried zum Grat ans Herz gelegt. Diese rund dreistündige Tour über 700 Höhenmeter (ein Weg) beginnt ganz entspannt im autofreien Dorfkern von Grächen.
Der Weg führt zunächst durch offenes, leicht ansteigendes Gelände in Richtung Gasenried, einem kleinen, idyllischen Weiler, der wie eine Zwischenstation zwischen Alltag und alpiner Freiheit wirkt. Hier ändert sich die Szenerie – aus offenen Wiesen wird bald schattiger Lärchenwald, und der Weg beginnt stetig anzusteigen.
Ab diesem Punkt wird es sportlicher. Ein klar markierter Pfad zieht sich durch den Wald, vorbei an moosbedeckten Steinen, schmalen Lichtungen und immer wieder mit kleinen Ausblicken ins tief eingeschnittene Tal. Der Anstieg ist durchgehend spürbar, aber technisch einfach – Trittsicherheit ist hilfreich, Schwindelfreiheit braucht es nicht, aber Ausdauer.
Was diesen Weg so besonders macht, ist die Ruhe und Vorfreude. Mit jedem Schritt spürt man mehr vom Berg, mehr vom Raum um sich herum – bis sich kurz unterhalb des Grates plötzlich der Blick öffnet: Da ist er, dieser schmale Rücken hoch über dem Tal, auf dem man sich wie auf einem stillen Balkon über der Welt fühlt und einen tollen Blick nach Grächen hat. Kleiner Tipp: Picknick und Decke nicht vergessen! Denn hier ist es schön einen Moment einfach zu verweilen und die Sonne zu geniessen.
Wer ein paar Stunden am See verbringen möchte ist „Zum See“ genau richtig. Hier gibt es ebenso einen Kneipp-Barfussweg.
Wenn man nicht gerade auf einem Gipfel steht, bietet Grächen selbst alles, was man sich von einem alpinen Rückzugsort wünscht: ein autofreier Dorfkern mit engen Gassen, kleine Cafés, ein paar familiengeführte Restaurants, in denen man noch „Salü“ sagt und sich Zeit nimmt. Besonders schön: der Spaziergang am Abend entlang des Suonen-Wasserwegs, wenn das Licht golden über die Dächer fällt.
Wer mit Kindern reist, findet in Grächen ein wahres Paradies – mit dem SiSu Familienpark auf der Hannigalp, einer Märchen-Gondelbahn, Themenwanderwegen und vielen kleinen Überraschungen entlang der Wege.
Grächen ist ein Ort für alle, die das Echte suchen. Kein Spektakel, kein Lärm, sondern Natur, Ruhe und intensive Erlebnisse. Für uns war es eine Mischung aus Bergabenteuer und Seelenurlaub – mit einem klaren Favoriten: die Wanderung aufs Wannehorn. Wer in Grächen ist, sollte sich diesen Weg nicht entgehen lassen. Ja, er fordert ein bisschen Mut und Kondition – aber er schenkt einem dafür einen der schönsten Aussichtspunkte, die wir je erleben durften.
Und überhaupt: Wer einmal in Grächen war, wird wiederkommen. Ganz sicher.