Informationen
Das Haus („ds alt Gmeihüs“) wurde 1824 erbaut. Der Saal im ersten Stockwerk diente bis 1956 als Gemeindesstube. Hier fanden die Gemeindeversammlungen, aber auch Tanz-, Theater-, Musik- und Fastnachtsveranstaltungen statt. Von 1970 bis 1973, bis zur Fertigstellung des neuen Schulhauses, diente der Raum auch als Klassenzimmer. Die oberen zwei Stockwerke sind in Privatbesitz und werden heute noch bewohnt.
1985 wurde die Stiftung „Grechu ischi Heimat" anlässlich der ersten Heimattagung ins Leben gerufen. 1990 wurde das Heimatmuseum im Gebäude des alten Gemeindehauses eröffnet.
Eingang
Hier befinden sich verschiedene Bilder und Fotos von Grächen "damals und heute", sowie z.B. das Bürgerverzeichnis aus dem Jahre 1811 oder die Statuten der Gemeinde Grächen. Zudem sind verschiedene Werkzeuge (Lanzenspitze und 2 Beile) aus der Bronzezeit, welche 1919 auf 2100m ü. M. oberhalb von Grächen gefunden wurden, ausgestellt. Eine weitere Besonderheit stellt der Schnitt eines Baumstammes dar, der im See bei Grächen gefunden wurde. Das Exponat konnte bemerkenswert gut erhalten aus dem See geborgen werden, da es im Schlamm wie konserviert worden war. Der Baum ist 492 Jahre alt geworden und ist nach der Methode der 14C Datierung vor 4890 (+/- 80 Jahre) Jahre gewachsen.
Küche
Bis ca. 1900 kochte man auch in Grächen in solchen Küchen. Die Trächa (=Herd) und der Rauchfang sind Originalexponate und stammen vermutlich aus dem Baujahr des Gebäudes, der Kamin hingegen existiert nicht mehr. Des weiteren können Töpfe und Pfannen, sowie Gebrauchsgegenstände wie Butterformen, Besteck und Raffeln besehen werden.
1. Specksteinofen
Datiert mit der Jahreszahl 1637, stammt er wahrscheinlich aus dem alten Gemeindehaus, das zu der Zeit in Niedergrächen stand.
Ausstellung Zauberwasser Wasserleiten/Suonen von Grächen
Mit seiner neuen Ausstellung lädt Sie das Ortsmuseum Grächen ein, sich mit den einzigartigen Grächner Wasserleiten zu beschäftigen. Das traditionsreiche Museum wagt einen neuen Blick auf dieses uralte Kulturgut. Es wurde für die Ausstellung eine Basler Gymnasialklasse beauftragt, ein Ausstellungskonzept zu entwickeln, das die unverstellte Sicht und die Eindrücke der Schüler und Schülerinnen in Szene setzt. Entstanden ist ein vielfältiges Ausstellungsprogramm "drinnen und draussen", das gemäss dem Leitsatz der Klasse, ebenso unterhaltsam wie informativ an das Thema herangeht. Interaktive Exponate fordern Goss und Klein zum Schauen, Zuhören und Spielen auf. Lassen Sie sich begeistern und begeben Sie sich anschliessend auf Entdeckungsreise in die Grächner Natur.
"Mit der Ausstellung Zauberwasser habe ich meiner Vision folgen können, die Schönheit und Faszination der Grächner Wasserleiten und das Engagement der Grächner für diesen Kulturschatz, über das Wallis hinaus bekannt zu machen. Während der Entwicklung des Ausstellungskonzepts habe ich äusserst interessierte Basler Jugendliche mit Wissensträgern des Grächner Kulturguts in Kontakt bringen können. Zu sehen, welch inspirierende Kraft dieser Austausch hatte, hat auch mich wieder neu für die Wasserleiten und die Traditionen des Wässerns begeistert.
Grächen liegt in einer der trockensten Regionen des Alpenraums. Um hier überleben zu können, wurde bereits vor 700 Jahren ein zuverlässiges Bewässerungssystem erstellt und immer wieder weiterentwickelt. Die bis heute erhaltenen Wasserleiten, in anderen Gemeinden des Oberwallis auch Suonen genannt, sind Zeugnis einer alten Kulturtechnik, die für viele Generationen das Zauberwasser vom Riedgletscher auf die Felder und Wiesen der Bauern geleitet hat. Heute laden die offenen Wasserleiten zum Staunen, Spielen und Spazieren ein. "Betrachten Sie die Schönheit des Wassers, entdecken Sie die faszinierenden Geschichten der Grächner Wasserleite und staunen Sie darüber, wie schwierig und gefährlich es war, diese Wasserleiten zu bauen". Klasse 2p Gymnasium Bäumlihof.
Thomas Platter – Der Humanist aus den Bergen
Geboren 1499 in Grächen - gestorben 1582 in Basel. Humanist und Gelehrter, Rektor der Lateinschule 'auf Burg' in Basel. Buchdrucker und Verfasser einer faszinierenden Biographie. Thomas Platter darf zweifellos als berühmtester Sohn Grächens genannt werden. Am Ende des 15. Jahrhunderts als Bauernkind im Weiler Blattu bei Niedergrächen geboren, hütete 'Thomilin', wie er von seinen Eltern liebevoll genannt wurde, Geissen. Niemand konnte damals die Karriere voraussehen, die ihm beschert werden sollte. Im Alter von zehn Jahren als Verdingkind weggegeben, lernte er fast alle Wirrnisse seiner Zeit kennen. Er durchstreifte als fahrender Scholar Sachsen, Schlesien und Bayern. Auf diesen Reisen erbettelte er den Lebensunterhalt für seine älteren Kollegen, die 'Bacchanten'. In dieser Zeit fand er kaum Gelegenheit, sich Wissen anzueignen.
Erst mit zwanzig Jahren, als er sich in Zürich niederliess, begann er mit dem Studium der hebräischen, griechischen und lateinischen Sprache. Er wurde nicht nur zum Gelehrten, sondern machte sich auch mit den Ideen des Humanismus und der Reformation vertraut. Unstet, wie er war, zog er später nach Basel, wo er zunächst als Seilergeselle sein Geld verdiente. Später hielt er dort Vorlesungen in alten Sprachen, wurde 1544 Rektor der Lateinschule 'auf Burg' und leitete diese - oft mit rüder Autorität - während fast 40 Jahren. Daneben betätigte er sich auch als Buchdrucker und Verleger. Er erstand sich auch ein grosses Landgut, das Gundeldinger Schlösschen, und bewirtschaftete dieses. Während den Pestzeiten zog er sich jeweils dorthin zurück. Berühmt wurde Thomas Platter aber durch seine grossartige Autobiografie, die er kurz vor seinem Tod verfasste. In diesem Werk, das heute noch viel gelesen wird, notierte er nicht nur die Sitten und Gebräuche seiner Zeit. Er dokumentierte darin auch die politischen und sozialen Umwälzungen, die Pestepidemien oder die Reformationskriege, an denen er selber teilgenommen hatte und hinterliess uns damit ein Zeitzeugnis von grossem Wert. In zweiter Ehe wurden ihm und der Pfarrerstochter Esther Gross sechs Kinder geschenkt, wovon eines, Felix Platter, Stadtarzt von Basel und ein berühmter Anatom wurde. 1583 brachte Felix Platter ein neues Anatomie-Lehrbuch heraus. Das zweitgrösste Spital der Stadt Basel, das Felix Platter-Spital wurde nach ihm benannt.
Rundgang
In der Mitte der Wohnstube im Museum wird der Lebenslauf von Thomas Platter gezeigt. Die Biographie wird in kurzen Zügen textlich und bildlich dargestellt. Zudem ziert eine Figur des hl. Johannes den Raum. Eine solche Figur verbrannte Thomas Platter nach eigenen Angaben um 1524 in Zürich, als er die Schulräume im Fraumünster heizen sollte.